Dahlien - Verschiedene Ansätze und ein Blick über den grossen Teich

Dahlien. Ein Name, der Schaudern auslöst bei puristischen Ästheten angesichts der obszönen Farbfülle, bei anderen aus Wohligkeit, häufig verbunden mit Kindheitserinnerungen.

Ja, sie sind farbenfroh, ja, man muss sie ausgraben. Davon abgesehen, sind sie zäher als gemeinhin angenommen.

Standort

Ihre Ansprüche sind ähnlich wie bei Tomaten, warm und vollsonnig, ordentlich Nährstoffe und ab und an etwas Wasser. Selbst bei der starken Hitze des Sommers 2018 langten ihnen wöchentliche Gaben. Dünger in Form von Kompost, Hornspäne oder organisch- mineralischem Volldünger in häufigen, kleineren Gaben wird geschätzt. Gerade bei phosphorhaltigen Düngern sollten regelmässig Bodenproben gemacht werden, um eine starke Anreicherung zu vermeiden. Ausreichend «Futter» ist vor allem bei den „dinner plate Dahlias“, den riesenblumigen, Voraussetzung, damit sie ihr Potential entfalten können. Damit die Knollen gut lagerfähig sind, sollte ab etwa August kein Dünger mehr gegeben werden.

Vermehrung

Klassisch sind Teilung der Knollen im Herbst oder Frühjahr sowie Stecklingsgewinnung aus Knollen. Dafür sind ein warmes Plätzchen und zusätzliche Beleuchtung notwendig. Moderner sind Saatgutmischungen, bei denen vor allem kostenbewusste Sommerflorfans auf ihre Kosten kommen. Handelsnamen sind Mignon-Zwerg-Mischung oder Bishop`s Children. Dahinter verbergen sich „Beetdahlien“ mit Wuchshöhen von 30 cm bis ca. 80 cm, und einer gewissen Konformität im Wuchs. Die Blüten sind meist einfach oder leicht gefüllt, in munteren Farbmischungen. Insekten wie Hummeln freuen sich am Pollen, angefressenen Dahliensammlern entlocken sie höchstens ein müdes Lächeln.

Wohin mit den Dahlien?

Je nach Vorliebe lassen sie sich im klassischen Sommerflor oder in tollkühne „mixed borders“ integrieren wie im tropischen Garten in Great Dixter gezeigt. Einfach blühende Sorten lassen sich auch gut mit Stauden und Gräsern vergesellschaften, allerdings ist das Ausgraben im Staudenbeet etwas mühsamer. Zur Gewinnung von Schnittblumen können sie in wohlgeordnete Reihen gesetzt werden. Letzteres erleichtert das Anbinden von sehr hochwüchsigen Sorten.

Ausgraben und Einlagern

Anders als klassisch praktiziert, muss man für das Ausgraben nicht den ersten Frost abwarten. Wenn man die gekochte-Spinat-Phase vermeidet und die intakten Pflanzen ausgräbt, erlaubt dies noch eine Kontrolle auf Virusanzeichen hin. Laut US-Züchtern brauchen Dahlien mindestens 90 Tage ab Pflanzung, um halbwegs anständige Knollen zu produzieren. Bei Pflanzung Anfang Mai steht also einem Ausgraben vor dem Frost Anfang Oktober, nach ca. 150 Tagen, nichts im Weg.

Schneidet man die Stängel ca. eine Woche vor dem Ausgraben ab, schwellen in der Zwischenzeit die Augen am Knollenhals kurzzeitig an. Das ist hilfreich, wenn man die Knollen vor dem Einlagern teilt. Bei den Lagermethoden scheiden sich ansonsten die Geister. Einfach so ganze Knollen mit ein bischen Zeitungspapier über den Winter bringen, klappt in Altbauten bzw. im Wurzelkeller. Gedämmte Keller sind meist mit zu hohen Temperaturen oder teils zu trockener Luft gestraft. Für viele hat sich bewährt, Knollen mit etwas Hobelspäne, Vermiculit oder Zeitung in halboffenen Beuteln zu verpacken.

Insgesamt ist zu viel Feuchtigkeit schädlicher als zu trockene Lagerung, da dadurch Fäulnis gefördert wird. Nach Einschätzung einiger US-Dahlienzüchter ist die Lagergfähigkeit zu drei Viertel genetisch bedingt.

Berüchtigt sind vor allem Seerosen-Ausstellungssorten, die durch die einseitige züchterische Auslese ihre guten Knolleneigenschaften verloren haben. Auch Mehltaubefall kann in fortgeschrittenen Fällen bis in die Knolle reichen und später Fäulnis auslösen. Ebenso schränkt eine übertriebene Sticktoffdüngung die Lagergfähigkeit ein.

 

Das Kleingedruckte: Schädlinge und Krankheiten

Neben den üblichen Verdächtigen gibt es vor allem zwei Hauptfeinde für Dahlien. Nacktschnecken fallen begeistert über frische Dahliensprossen oder neu gepflanzte Jungpflanzen her, dagegen helfen Salatkragen und Schneckenkorn (mit Eisen-III-Phosphat) oder nächtliche Jagdzüge.

Virus ist ein weiteres, grosses Problem. Dahlien-Mosaik-Virus und einige andere verursachen Wuchsdepression und Unregelmässigkeiten im Laub. In den USA sind Schnitt-Dahlien ein beachtlicher Wirtschaftszweig. Deswegen gibt es Grundlagenforschung sowohl zur allgemeinen Kultur als auch zu Viren.

Langfristig hilft vor allem penible Hygiene beim Teilen oder Schneiden und Beseitigen von Blattläusen (Überträger). Befallene Pflanzen kann man nur entsorgen. Das Problembewusstsein ist diesseits des Atlantiks noch nicht so weit entwickelt, vorherrschend scheint noch das: „ordentlich düngen, dann verschwinden die Blattflecken schon“. Dahliensorten reagieren verschieden auf Virusbefall. Vor allem ältere Sorten tragen teilweise latent den Virus, ohne Anzeichen zu zeigen.

Eine vergnügliche Note zum Abschluss: Schnittblumen

Neue Sorten halten problemlos eine knappe Woche in der Vase. Bei amerikanischen Züchtern ist ein langes „vase life“, also Lebensdauer in der Vase, ein Selektionskriterium. Andy Vernon, Autor des entzückenden „Plant Lover's guide to Dahlias“, hat für sich die Disziplin des 10-Minuten-Bouquets entwickelt: mit einer Büchse, einer Vase oder sonst einem Glas in den Garten gehen, zehn Minuten schneiden, was einem ins Auge fällt, dabei einem selbst festgelegten Farbthema bleiben oder fröhlich mischen. Abrunden mit Laub, Staudenstängeln... und gleich arrangieren. Er selber, völlig ohne floristische Vorkenntnisse, habe so schöne Ergebnisse kreiert, dann könne seine Leserschaft das auch.

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